Samstag, 1. Dezember 2007

Umgang mit Krisen


Momentan ist die Finanzkrise allgegenwärtig. In der letzten Ausgabe habe ich bereits eine schamanische Reise dazu vorgestellt. Dieses Mal möchte ich etwas weiter ins Detail gehen und den Umgang mit Krisen oder Katastrophen im Aussen aus einer schamanischen Perspektive aufzeigen. Im Folgenden zeige einige ich verschiedene Blickwinkel, die dabei eingenommen werden können:
 

Persönlicher Umgang


Im Schamanismus geht es in erster Linie immer darum, den eigenen Weg zu gehen. Dies gilt auch für Krisen oder Katastrophen im Aussen. Wir stellen uns also die Frage: Wie finde ich meinen eigenen Weg in diesen oft rasch ändernden Umständen? Ein Vorgehen in zwei Schritten bietet sich an:

 

 
     
 
Krisen bedingen Bewegung. Innere und äussere.
 

 
1. Man frage sich, ob es im Jetzt eine Handlung braucht. Damit wir unseren Weg gehen, entscheiden wir immer mit dem Herzen, ob eine konkrete Handlung notwendig ist oder nicht. Diese Art zu entscheiden wird in Krisen und Katastrophen noch aktueller, denn hier kennen wir selten alle Fakten und können die Konsequenzen unserer Entscheidungen kaum Abschätzen. Falls ein Herzentscheid nicht geht, dann kann eine schamanische Reise Unterstützung bieten. Eine schamanische Reise kann ebenfalls zusätzliche Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Nochmals: Wichtig ist, dass das Herz entscheidet und nicht die Logik oder die Gefühle.
 

 

 
Wohin in der Krise?
 

 
2. Sind die Handlungen vollbracht oder gibt es im Jetzt nichts zu tun, dann können wir uns unserer Heilung widmen. Krisen und Katastrophen werden bei uns Betroffenheit auslösen, ein sicheres Zeichen, dass wir etwas zu heilen haben. Oft sind dies alte Geschichten, die wir rekapitulieren können. Es geht also darum, genau auf die Gefühle, den Schmerz oder die Verzweiflung zu achten, diese zuzulassen und dabei unsere alten Wunden zu heilen (dieses Vorgehen wurde hier schon mehrmals vorgestellt).
 

 

 
In Krisen kennen wir die Fakten nicht: Wir müssen auf unser Herzen hören.
 
 

Ein Beispiel
 

Ein Beispiel aus der Finanzkrise:
 

1. Handlungen erkennen: Es müssen konkrete Entscheide gefällt werden, z.B. ob die Bank gewechselt werden soll, ob ein Vorsorgekonto geändert oder eine neue Stelle gesucht werden müsste. Dies sind alles Herzentscheide und nicht solche, die auf der Meinung anderer oder allgemeiner Ratschläge gefällt werden.

 

 

 
Krisen geben uns die Möglichkeit alte Wunden zu erkennen und diese zu heilen.
 

 
2. Ich heile mich. Die Finanzkrise kann zum Beispiel die Angst auslösen, dass wir im Alter nicht mehr genügend Geld haben. Eine solche Angst könnte auf mangelndes Vertrauen in den eigenen Weg hindeuten. Dies rührt wiederum von einer existentiellen Wunde her. Bei der Suche nach dieser Wunde, kommt man möglicherweise zur Erkenntnis, dass die Eltern bereits dieses Thema hatten, unter Umständen von den Kriegszeiten gefördert und dass wir deshalb in einer Stimmung aufgewachsen sind, in der wir nie existentielles Vertrauen lernen konnten. Diese Erkenntnis alleine heilt aber die alten Wunden noch nicht, die Angst und Verzweiflung, welche als Kind hätten gespürt werden müssen und meistens jedoch nicht hatten zugelassen werden können müssen nachträglich eins zu eins gefühlt werden. Diese Gefühle heilen und bringen uns wieder auf unseren eigenen Weg.

Auf diese Art können wir nun alle Gefühle, welche die Finanzkrise oder andere Krisen auslösen, ebenfalls angehen und nach alten Wunden suchen, die wir heilen können.

 

 
In Krisen sind die Anweisungen oft widersprüchlich. Es zählt in solchen Fällen nur unsere eigene Wahrnehmung.
 


 
Erkennen von Mitteilungen
 
Ein weiterer Zugang zu Krisen ist das Erkennen von Mittellungen. Alles im Aussen hat immer mit uns selbst zu tun. Es ist deshalb am besten, Krisen im Aussen in erster Linie als Mitteilungen an uns selbst anzusehen, denn grundsätzlich können wir nur unseren Weg beeinflussen und kein anderer.
 
Persönliche Mitteilungen: Hier einige Fragen, die wir in Bezug auf die Finanzkrise in Betracht ziehen können:
·         Haben wir das Vertrauen darin, dass wir auf unserem Weg immer genügend finanzielle Ressourcen haben?
·         Wie fälle ich Entschiede wenn alle anderen etwas anderes machen, als mein Herz sagt?
·         Wie gehe ich mit potentiellen oder realen grösseren Verlusten um?  
 
Krisen haben natürlich auch Mitteilungen für „Einheiten“ auf anderen Ebenen. Wenn wir ein Teil dieser Einheiten sind, dann haben sie auch Mitteilungen an uns. Hier einige Beispiele:
 
Mitteilung für die Schweiz: Mögliche Mitteilungen für die Schweiz:
·         Auch die Schweiz ist ein Teil des Ganzen; Wir sind keine Insel. Wir müssen uns auch mit diesem Bewusstsein entwickeln.
·         Die Schweiz legt viel Wert auf Sicherheit, auch finanzielle Sicherheit. Vielleicht müssen wir etwas mehr Vertrauen lernen, im Sinne, dass auch Länder eigene Wege haben und für ihre Wege – genau wie einzelne Menschen – immer genügend Ressourcen haben werden.
Wohnen wir in der Schweiz, dann fragen wir uns, ob wir diese Themen auch in uns selbst haben.
 
 

 
Die Schweiz ist keine Insel.
 
 
Mitteilung für die westliche Zivilisation: Einige Ideen, welche die westliche Zivilisation betreffen:
·         Auf Pump leben widerspricht der Natur, die Natur legt zwar Reserven an, aber nimmt keine Kredite auf. Unser Kapitalismus (es überlebe der Stärkste) kopiert zwar einen Teil der Evolution, aber nicht alle wesentlichen Aspekte der Natur. Wir müssen einen Kapitalismus erfinden, welcher wie ein Ökosystem funktioniert.
·         Reserven, welche die Natur anlegt, sind mit Kosten verbunden. Unser Zinssystem widerspricht auch hier der Natur, wo wir für die Bildung von Reserven (z.B. Bankkonto) „belohnt“ werden und nicht als Kosten anfallen..
·         Menschen werden zwar in den Verfassungen als gleichwertig angesehen, dies wird aber im Praktischen nicht so gelebt.
·         Unsere westliche Zivilisation beruht auf Symptombekämpfung, vor allem auch im Umgang mit Krisen (Rettungspakete etc.) aber schlecht im Aufbau eines nachhaltigen Systems. Wir müssen lernen an den Grund der Probleme zu gelangen, an die wahre Ursachen.
·         Die Krise wurde grösstenteils durch Gier hervorgerufen. Wir müssen lernen, dass immer mehr und mehr nicht besser ist und dass wir nur soviel wollen, wie wir auch wirklich brauchen.
Die Frage an uns: Wo haben wir diesen Themen auch in uns selbst?
 
 

 
Die Finanzkrise hat Mitteilungen für die ganze westliche Zivilisation (Foto: Jakob)
 
 
Mitteilung für die Erde: Auch für die Erde als Ganzes, können Mitteilungen abgelesen werden.
·         Die Erde lebt und wir sind ein Teil davon. Auch die Erde geht eine Entwicklung durch und ist daran, sich zu heilen. Lassen wir die Krise zu, dann kann sich die Erde heilen. Es ist wie bei einem Menschen, es sind die Gefühle, der Schmerz und die Verzweiflung die heilen. Versuchen wir dies zu verhindern, dann hat es die Erde schwieriger, ihren Weg zu gehen.
·         Die Erde hat bisher immer nur gegeben. so viel wir auch immer genommen haben. Die Erde könnte nun lernen nur soviel zu geben, wie auch ihrem Herzweg entspricht.   
 
Wie sieht es für Sie aus? Gerne veröffentliche ich weitere Ideen und Vorschläge über Mitteilungen in weiteren Ausgaben.
 
 

 
Wir sind ein Teil der Erde. Die Mitteilungen an die Erde betreffen deshalb auch uns.
 
 
Der Herzentscheid
 Krisen sind dadurch gekennzeichnet, dass wir ständig Risiken ausgesetzt sind, nicht wissen, wo das nächste Problem herkommt, keinen Überblick haben, nicht alle Informationen kennen aber trotzdem Entscheide fällen müssen. Dies ist eine gute Gelegenheit, das Entscheiden mit dem Herzen zu üben, denn hierzu müssen wir nichts wissen. Die Qualitäten von Herzentscheiden beziehungsweise unseres eigenen Weges zur Liebe, liste ich deshalb hier auf:
·         Auf dem Weg zur Liebe muss jede einzelne Entscheidung mit dem Herzen gefällt werden. Jede. Dies gilt sowohl für die grossen Entscheidungen wie auch für die kleinen. In anderen Worten müssen wir voll und ganz hinter allem stehen, was wir machen. Der Weg darf Gefühle auslösen, ja er muss es sogar, aber wir stehen dahinter. Alle anderen Wege sind nicht Wege des Herzens.
·         Wege zur Liebe lassen sich nicht mit äusseren Massstäben messen. Wir können uns also nicht mit unseren Mitmenschen, mit Geld, mit Erfolg, Karriere, Symptomfreiheit und so weiter messen. Dies ist ein sehr wichtiger Punkt. Krankheitssymptome, Armut, Einsamkeit sind demnach nicht Zeichen, dass wir uns von unserem Weg entfernt haben, genauso wenig wie Beschwerdefreiheit, Reichtum und Geselligkeit Zeichen sind, dass wir darauf sind. Es gelten nur die inneren Massstäbe. Deshalb können wir auch nur selbst beurteilen, ob wir auf unserem Weg sind oder nicht. Weder wissen andere dies von uns, noch können wir sie beurteilen. 
·         Die Gefühle, der Schmerz und die Verzweiflung werden stetig intensiver. Wir lernen zwar, mit diesen Empfindungen umzugehen und kennen ihre Bedeutung aber als solche werden sie laufend stärker. Dies gilt natürlich nicht nur für die so genannt negativen, sondern auch für die positiven Empfindungen.
·         Auf unserem Weg erhalten wir gerade die richtige Unterstützung und genügend Ressourcen. Unser Weg führt also zur richtigen Menge Geld oder zu den richtigen Menschen, die uns unterstützen.
·         Die Hindernisse, die wir antreffen, fordern uns bis zum Maximum. Sie sind genau so schwierig, dass wir sie gerade noch verkraften können. Mehr ginge nicht. Dies ist deshalb so, weil Entwicklung, also die Wanderung auf unserem Weg, an unseren Grenzen stattfindet.
·         Auf unserem Weg erhalten wir oft kaum Anerkennung, denn diese gibt es in der Regel für Wege, die auch von anderen begangen werden, und die deshalb vergleichbar und messbar werden. Ein eigener Weg ist aber individuell und nicht vergleichbar, weshalb die Anerkennung meistens ausbleibt. Es mag sogar sein, dass andere unseren Weg zu verhindern suchen, denn alle, die dem Herzen folgen, fordern dadurch ihre Mitmenschen ebenfalls dazu auf. Für die meisten Menschen ist dies eine unangenehme Vorstellung, die es zu bekämpfen gilt. Erwarten Sie also auf dem Weg des Herzens weder Anerkennung noch Applaus. 
 
 
      
 
Fluchtschilder sind voller Symbolik.
 
 
Fluchtschilder
 
Jakob: In früheren Ausgaben dieses Forums erwähnte ich, dass der Mensch sich im Verlauf des Lebens von einem „grünen“ Herzen zu einem „weissen“ entwickelt. Diese Farben beziehen sich auf die Aura des Herzchakras. Das „grüne“ Herz ist noch stark auf andere Menschen gerichtet (wie gut geht es dem anderen?) während das weisse auf den eigenen Weg fokussiert ist (wo geht mein Weg durch?). Oft sind äussere Krisen der Auslöser, dass wir unser Herzen von grün zu weiss wechseln. So betrachtet haben diese Schilder genau die richtigen Farben. Diese Schilder erinnern also tagtäglich daran, um was es auf unserem Weg geht.
Übrigens habe ich den Eindruck, dass die Erde zurzeit gerade in diesem Wechsel von einem „grünen“ Herzen zu einem „weissen“ ist (vgl. Mitteilungen zur Erde). Die Erde will sich nicht mehr auf Geben fokussieren sondern auf den eigenen Weg.
 
                                                                                
         
 
Dank Krisen können wir den Weg zu unserem eigenen Herzen, in unsere eigene Mitte finden, wie symbolisch durch das Kreuz dargestellt.



Donnerstag, 1. November 2007

Anfang und Ende

 In der Nähe von Bremgarten im schweizerischen Kanton Aargau steht der Erdmannlistein. Dieser steht auf einem Kraftort, welcher mit Ende und Neuanfang zu tun hat. Um dies bewusst zu erleben, kriecht man von einer Seite des Steins durch eine Enge und kommt dann verändert auf der anderen Seite heraus. Danach widmet man sich einem neuen Abschnitt des Lebens. So erfährt man zwei Merkmale des Lebens: Alles verändert sich und alles, was beginnt, endet auch einmal.

 


 


 
Der Erdmannlistein bei Bremgarten, Kanton Aargau liegt auf einem Kraftort, der mit Anfang und Ende zu tun hat (Foto Gemeinde Wohlen)
 

 

Das Thema „Anfang und Ende“ ist im November besonders aktuell. Die Kelten begannen ihr Neujahr circa in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November, ein Feiertag, den sie Samhain nannten. Diese Nacht war eine Art Enge, in der gleichzeitig die Trennung zwischen spiritueller und materieller Welt aufgehoben wurde. Die Enge zeigte ihnen, wo sie Themen zu bearbeiten oder Wunden zu heilen hatten, die Aufhebung der Trennung zur spirituellen Welt gab gleichzeitig die Inspiration und die nötige Einsicht, ihren Weg im Leben weiter zu gehen. Dies gilt genauso für uns: Auch wir können diese Enge und die Verbundenheit bewusst für eine Veränderung und ein Neuanfang verwenden. Diese Enge muss übrigens nicht genau in dieser Nacht geschehen, es geht vielmehr um die Jahreszeit, um die Zeit, in der wenig äusseres Licht herrscht und wir Gelegenheit für die innere Einkehr haben.

Natürlich verändern wir uns das ganze Jahr über und nicht nur im November, immer enden Dinge und andere beginnen – nur sind diese oft zu unterschiedlichen Zeiten auf unterschiedlichen Ebenen ersichtlich: Im Winter beginnt ein innerer Prozess, wir sortieren und orientieren uns innerlich neu. Im Aussen bemerken wir dabei wenig bis nichts davon. Die äussere Wandlung beginnt dann Anfang Februar, eine Zeit, welche die Kelten Imbolc nannten. Es benötigt aber zunächst eine Aufbauphase, ein Wirken im Aussen, bis dann die Änderung vollständig im Mai ausbricht, was die Kelten wiederum mit Beltane feierten. Es folgt anschliessend eine Phase der Reifung, bis dann an Lugnasad Anfang August geerntet werden kann. Der Prozess der Wandlung umfasst also das ganze Jahr. Was also in dieser Zeit der Enge Anfang November zugelassen wird, wird dann 9 Monate später geerntet. Von Lugnasad bis Samhain wird dann der Wechsel zu den inneren Prozessen wieder vorbereitet und der Gang der Dinge beginnt von neuem. Zwischen diesen vier Zeitpunkten liegen die Tag und Nachtgleichen – hier geht die Veränderung am schnellsten. Schliesslich sind der kürzeste und der längste Tag von Bedeutung. Hier findet eine Veränderung der Richtung statt – von aussen nach innen und umgekehrt. Insgesamt wird also ein Jahr von acht Zeitpunkten gekennzeichnet, die mit Wandlung, mit Anfängen und Enden zu tun haben. Dies war selbstverständlich nicht nur bei den Kelten so, sondern alle Urvölker machten die gleichen Beobachtungen.

 

 

 
Wir sind unser Weg: Ein Medizinrad als Teil des Körpers dieses Menschen verdeutlicht die Bedeutung des eigenen Weges. Auf diesem werden ständig Dinge beendet und neue angefangen. Felszeichnung in New Mexico. (Foto: Jakob)
 

 

Aber nun zurück zu der Enge Anfang November: Es geht jetzt darum, unsere Themen zu finden, zu entdecken, wo wir etwas beenden oder neu anfangen müssen. Hierzu gilt es, vor allem auf unsere Gefühle zu achten. Spüren wir Wut, wissen wir, dass wir zu nah an etwas sind, sind wir zu weit weg, spüren wir hingegen Sehnsucht. Diese beiden Gefühle zeigen uns also, wo Abweichungen von unserem Weg bestehen. Diese Themen müssen wir angehen, bestimmen, was wir heilen oder unternehmen können, um wieder auf unseren Weg zu gelangen. Meist steht dabei in dieser Jahreszeit innere Heilung im Vordergrund – hierzu geht es darum, uns mit alten Geschichten zu befassen und die dazu gehörenden Gefühle zuzulassen. Wir werden dabei oft Trauer spüren – wir lassen etwas los oder Angst – wir gehen auf etwas Neues zu. Diese Gefühle müssen voll und ganz zugelassen werden. Dies ist Heilung, dies ermöglicht das Neusortieren. Diese innere Heilung ist bereits Bewegung auf unserem Weg, auch wenn im Äusseren nicht besonders viel ersichtlich ist.

Oft wehren wir uns jedoch dagegen. Wir wollen gar nicht wirklich, dass die Dinge sich verändern, dass Dinge zu Ende gehen und Neues kommt. Manchmal möchten wir zwar das Neue, sind aber nicht bereit das Alte dabei abzugeben. Wieso? 

Der Grund: Wir wollen alles unter Kontrolle haben. Wir wollen eine Sicherheit, dass Dinge auf eine bestimmte Art und weise eintreffen, dass sie planbar sind. Wir machen uns Sorgen, Veränderungen irgendwie nicht verkraften zu können. Wir fragen uns: Werden wir wirklich die entstehenden Gefühle bewältigen können?

 

 

 
Anfang und Ende ist ein ständiger Kreislauf, welcher durch verschiedene Gekennzeichnet wird. Bei vielen Urvölkern sind acht Zeitpunkte wichtig, die den Prozess der Wandlung unterstützen. Felszeichung der Anasazi Indianer in New Mexico (Foto: Jakob)
 

 

Hätten wir hingegen das Vertrauen, mit jeder Situation umgehen zu können, wären wir innerlich sicher, dass alles irgendwie mit uns zu tun hat, dann könnten wir die Kontrolle aufgeben und uns dem Fluss der Ereignisse widmen. Wir müssen also herausfinden, wo wir noch nicht bereit sind, uns den Veränderungen zu stellen und wo wir noch versuchen, Kontrolle über die Geschehnisse zu bewahren. Haben wir dies entdeckt, so besteht der zweite Schritt darin, auszumachen, wie wir praktisch diese Kontrolle aufgeben können, denn alleine mit dem Willen geht dies nicht. In aller Regel, wird der zweite Teil der Aufgabe zu alten Geschichten führen, bei denen dieses Vertrauen in den Fluss der Dinge so stark gestört wurde, dass er heute noch nachwirkt.

Wie gehen wir nun also vor, jetzt im November? Es braucht nichts Weiteres, als die Empfindungen einfach zuzulassen. Wir müssen uns viel Zeit geben, Wut, Sehnsucht, Trauer und Angst zu spüren. Genau dies ermöglicht die nötigen inneren Prozesse. Wir müssen dabei Acht geben, im Aussen nicht zu aktiv zu sein, denn dies lenkt uns von den inneren Abläufen ab. Daneben ist es wichtig, dass wir die Verbundenheit mit Allem spüren. Dies gibt uns das nötige Vertrauen, die Empfindungen zuzulassen. Wir wissen dann, dass alles, was geschieht im Sinne des Ganzen ist. Dies geht im November und Dezember auch gut, denn in dieser Jahreszeit ist die Trennung zwischen materieller und spiritueller Welt viel kleiner. 

Und dann, sobald äussere Entscheidungen sich bemerkbar machen – meist, wie gesagt, erst im Februar – müssen wir darauf achten, diese immer konsequent mit dem Herzen zu fällen. Dies, bis es dann ein Jahr später wieder darum geht, die innere Prozesse zuzulassen. Herzentscheide geben uns Gewähr, dass wir dann in die richtige Enge, zu den richtigen Themen gelangen und diejenigen Gefühle zulassen, die eben genau mit unserem Weg zu tun habe. Und so geht der Kreislauf weiter und weiter. 



Montag, 1. Oktober 2007

Zeitfenster: Vom richtigen Zeitpunkt


Oft wissen wir genau, was es zu tun gibt. Nur – wann ist der richtige Zeitpunkt es tatsächlich zu tun? Wann sollen wir etwa einen neuen Lebensabschnitt beginnen? Wann sollen wir uns auf eine neue Stelle bewerben? Wann sollen wir einer anderen Person eine wichtige Mitteilung machen? Oft hängt das Gelingen unseres Vorhabens von der Wahl des richtigen Zeitpunktes ab. Es ist also nicht nur wichtig, richtig zu handeln, sondern dies muss auch zu einer guten Zeit geschehen.  Die richtige Handlung zum falschen Zeitpunkt ist also genau so wenig auf dem eigenen Weg wie eine Handlung, die nicht von Herzen kommt.

Sicher, viele Methoden versprechen hierzu Hilfe: zum Beispiel die Astrologie, die Numerologie, 100 jährige Kalender und dergleichen. Aber können wir daraus wirklich das genau richtige Zeitfenster für unseren Weg ablesen? Wie geht also der Schamane vor, um das richtige Zeitfenster zu finden?


Das oberste Prinzip ist auch hier das Herz. Ob wir etwas tun oder nicht, ist eine Entscheidung, welche mit dem Herzen gefällt werden muss, sofern wir unseren eigenen Weg gehen wollen.

Das Herz kann aber nur im Jetzt entscheiden. Wir können also nur in der Gegenwart entscheiden, ob es jetzt gerade etwas zu tun gibt oder nicht. Das Herz kann nicht – und dies gilt es zu betonen – entscheiden, ob etwas oder wann dieses Etwas in der Zukunft getan werden soll. Dies hat folgende Konsequenzen:

Erstens: Wir müssen zu jedem Zeitpunkt neu entscheiden, ob es etwas zu tun gibt oder nicht. Wollen wir etwa ein neues Projekt starten, so müssen immer wieder neu erspüren, was unser Herz gerade empfindet. Vielleicht wird es sehr lange immer nein sagen, bis es plötzlich ja sagt. Erst dann starten wir das Projekt. Aber vielleicht sagt es auch sofort ja. Wir können es einfach im Voraus nicht wissen.

Zweitens: Nur weil das Herz ja sagt, heisst nicht, dass wir genau dann das richtige Zeitfenster auch gefunden haben – unser Herz lässt uns also manchmal gewissermassen mit dem Rand des Zeitfensters zusammenstossen. Dies geschieht deshalb, weil unser Herz an unserem Weg interessiert ist, und dieser hat wiederum mit Wunden erkennen, persönlicher Entwicklung, Heilung und dergleichen zu tun. Vielleicht gewinnen wir ja gerade dank dem Zusammenstoss mit dem Rand des Zeitfensters wichtige Erkenntnisse.

 Drittens: Auch wenn wir das richtige Zeitfenster gefunden haben, gibt dies keine Garantie, dass unser Vorhaben tatsächlich gelingt. Wie im letzten Punkt gesagt, geht es um Wege und nicht um Erfolg.

Die Folge daraus ist, dass es für uns unmöglich ist, im Voraus das richtige Zeitfenster für die Abwicklung einer Handlung zu bestimmen. Dies würde vollkommen dem eigenen Weg widersprechen.

Dies gesagt, können wir trotzdem  manchmal gute Zeitpunkte für Handlungen an äusseren Abläufen ablesen. Dies weil alles, was wir im Aussen beobachten, auch in unserem Inneren stattfindet. Die Jahreszeiten sind hierzu ein Beispiel. So ist der Frühling besser um Projekte umzusetzen als der Winter, der Winter jedoch geeigneter, um Neues innerlich reifen zu lassen. Zusätzliche Hinweise kommen von Zeichen im Aussen, seien dies Tierbegegnungen, zufällig gelesene Sprüche und dergleichen. Und natürlich können auch die Astrologie und ähnliche Methoden hilfreich sein. All diese Möglichkeiten sind aber bestenfalls Anhaltspunkte, mehr nicht. Die endgültige Entscheidung liegt immer bei uns. Sonst nirgends.

Heisst dies nun, dass Planen dem Weg des Herzens widerspricht? Nein. Ob wir einen Plan machen oder nicht ist auch eine Entscheidung des Herzens. Pläne können durchaus sehr nützlich sein. Nur – ob wir sie dann auch so wie vorgesehen umsetzen, ist eine separate Entscheidung, welche dann erneut mit dem Herzen gefällt wird.

Für den eigenen Weg gilt also: Wir entscheiden mit dem Herzen, es sagt zu einem gegebenen Zeitpunkt entweder ja oder nein. Wir nehmen dann unsere Handlung vor – akzeptieren danach alles, was dabei herauskommt, auch wenn es nicht so ist, wie wir uns das ursprünglich erhofft haben. Es ist also immer eine Überraschung, was als nächstes geschieht und wann dies der Fall ist. In diesem Sinne entsteht unser Weg laufend – Entscheidung um Entscheidung.  

 Langsamkeit fördert unseren Weg

Gehen im Alltag langsam und bewusst unseren Weg, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir die richtigen Zeitfenster finden grösser. Unsere Hast, möglichst viel erledigen zu wollen, möglichst viel zu erleben, lässt uns manchmal wichtige Zeitfenster verpassen. Nicht, dass wir immer langsam sein müssen. Manchmal braucht es auch dezidierte, schnelle Handlungen, meist genau dann, wenn wir das Zeitfenster gefunden haben.

Die Haltung des Schamanen ist also in der Regel eines des langsamen, beobachtenden Gehens bis ein kritischer Punkt kommt und dann wird alles daran gesetzt, dass die notwendige Handlung auch durchgeführt wird. Ist dies Geschehen, kehrt wieder die beobachtende Ruhe ein.